Welpenprägung

Was meint der Begriff überhaupt und was bedeutet er?

Als wir 1994 unseren ersten Toller bekamen, erwähnte Marianne beim Abendbrot eher beiläufig        

Ich habe euch zu den Welpenprägungsspieltagen angemeldet“.

Aha‘ dachte ich, ‚was es heute nicht so alles gibt!?‘.

Neugierig geworden bin ich dann aber doch gegangen und ich muss sagen, ich war vom ersten Augenblick an überzeugt - dies ist genau das Richtige, was ein Welpe nach der Trennung von Mama und Wurfgeschwistern während der Prägungsphase braucht! Wir hatten allerdings auch das große Glück, die Welpenprägungsspieltage bei der Pionierin dieser Aktivitäten in Deutschland, bei Ute Narewski (Lernspielkonzept Narewski), besuchen zu dürfen.

Doch zunächst ein paar Schritte zurück: Was passiert vorab beim Züchter?

Geburt und Lernverhalten
Die Welpen sollten nach Möglichkeit ohne fremde Hilfe auf die Welt kommen. Sie müssen sofort und aus eigener Kraft die ‚Milchbar‘ erreichen. Den Einsatz von Wärmelampen lehnen wir ab, die Kleinen müssen lernen, dass sie die Körperwärme der Mutter und das Kuscheln mit den Geschwistern nur genießen können, wenn sie sich anstrengen. Unseres Erachtens ist wohl einer der wichtigsten Lerneffekte für einen Welpen zu erkennen, dass die eigene Anstrengung zum Erfolg führt.

Unsere Aufzucht
Unsere Würfe werden ganz bewusst in der Wohnung - ja sogar mitten im Wohnzimmer und nicht in einem Neben- oder gar Kellerraum - aufgezogen. Auf diese Weise spielt sich das ganze Familienleben mit den Welpen ab. Alltagsgeräusche wie Küchengeräte, Telefon oder Staubsauger werden in der Wahrnehmung der Kleinen so schnell selbstverständlich.

Vom Innenauslauf gibt es einen direkten Zugang zum Außenauslauf im Garten, wo je nach Wetter so früh und so oft wie möglich getobt und entdeckt wird. Ab der dritten Woche (die Zeit davor gehört uns!) empfangen unsere Welpen regelmäßig Besuch aus der Nachbarschaft und haben damit viel Kontakt zu anderen Menschen verschiedenen Alters. Von diesen werden die Kleinen unter unserer Aufsicht bei jeder Gelegenheit auf den Arm genommen und gestreichelt. Wir animieren auch die zukünftigen Adoptiveltern, so oft wie möglich während der ersten acht Wochen vorbei zu kommen.

Kurz vor Abgabe versuchen wir, mit dem gesamten Wurf einen Besuch im Altenheim zu absolvieren. So lernen die kleinen Toller bereits frühzeitig, auch Ältere und kranke Menschen mit all ihrer Andersartigkeit und ihren Hilfsmitteln wie Rollstühlen oder Gehstöcken zu akzeptieren.

Wenn es uns zeitlich möglich ist und nicht gerade Ferienzeit, dann führen wir mit den Welpen auch eine Projektstunde in einer Gruppe einer Körperbehindertenschule durch. Es ist ein echtes Erlebnis zu sehen, wie sich Jugendliche und Kinder über solch einen Haufen quietschlebendiger Tollerchen freuen.

Jagdliche Frühprägung
Die Welpen haben ab der sechsten Woche Kontakt zu einigen der wichtigsten Wildarten (Kanin, Ente, Taube) der Niederwildjagd. Darüber hinaus bemühen wir uns, die Attraktivität des Wildes für jeden einzelnen Hund zu steigern. Der gezielte Naseneinsatz wird zusätzlich durch Verstecken von Leckerli im Auslauf angeregt und gefördert.

Außenauslauf zur Förderung der Körperkoordination
Der Außenauslauf wird über die Zeit so gestaltet, dass er an die Bewegungsfähigkeit der Welpen verschiedenartige Ansprüche stellt: Tunnel, Zelte, Welpenwippe (fördert das Gleichgewicht), Bällebad und viele unterschiedliche Spielzeuge.

Eine gute Körperkoordination ist für das spätere Leben unheimlich wichtig, erlebt man es doch leider viel zu häufig, dass Junghunde sehr oft über eine unzureichende Körperkoordination verfügen und dies später erst – oft sehr mühsam – erlernen müssen.

Die entsprechenden Gerätschaften – angefangen von einem ganz normalen Wackelbrett, über die kleine Welpenwippe und kleine Stufen (in Form einer Treppe) bis hin zur Hängebrücke, dem an Ketten aufgehängten Wackelbrett und der großen Welpenwippe – werden altersgerecht in den Innen- und Außenauslauf integriert.
Allerdings achten wir darauf, den Außenauslauf (ebenso wie im Inneren) nicht mit Spielzeug zu überfrachten sowie genug Rückzugsmöglichkeiten für jeden einzelnen Welpen zu schaffen.

Erkundungsverhalten und Geräusche
Die Neugier ist eine wesentliche Antriebsfeder in der Entwicklung des jungen Hundes. Um diese Neugier zu fördern und zu befriedigen, vergrößern wir systematisch den Aktionsradius und konfrontieren die Welpen dabei immer wieder mit neuen Eindrücken. Etwa ab der sechsten Woche unternehmen wir Ausfahrten mit dem Auto in fremdes und unbekanntes Gelände, auf Wiesen, in den Wald oder an einen See oder Bach.

Da der heranwachsende und erwachsene Hund auf Geräusche jeglicher Art neutral, gelassen und ggf. interessiert, aber keinesfalls schreckhaft reagieren soll, wird während der Prägung ein Schwerpunkt auf die Vorbereitung zur Schussfestigkeit gelegt. Auch verschiedene Alltagsgeräusche werden eingebaut. Hierbei erachten wir es nicht als erforderlich, extra eine Geräusche-CD zu verwenden, in unserem Haushalt und in der Nachbarschaft herrscht genügend alltäglicher, nützlicher Lärm.

Ernährung
Da die Rohfütterung unserem Verständnis von artgerechter Fütterung entspricht, werden auch die Welpen schon auf diese Art und Weise ernährt. Selbstverständlich dürfen sie so lange wie möglich an der Milchbar bleiben. Neben der Rohfütterung lernen sie verschiedenste Leckerlis kennen, die später als Belohnung während der Ausbildung sehr von Vorteil sein können.

Ja, all dies passiert beim Züchter, doch wie geht es weiter?
Unserer Meinung nach ist es eminent wichtig, mit dem Welpen auch nach der Abgabe weiterhin Kontakt zu Artgenossen zu suchen und zu halten. Dazu empfiehlt sich der Besuch von guten Welpenprägungsspieltagen. Was wir dabei unter ‚gut‘ verstehen erläutern wir gerne unseren Welpenkäufern.

Bedenken Sie: Die Welpenzeit ist so schnell vorbei! Der hier gelegte Grundstein zahlt sich ein ganzes Hundeleben aus!
Neben dem Besuch von Welpenprägungsspieltagen sollte an der Bindung in Form von Abenteuerspaziergängen gearbeitet werden.

Abenteuerspaziergänge? Ja, genau so habe ich auch gestutzt, als ich diesen Tipp in einem Buch erstmalig las. Ein guter Tipp, doch wie funktioniert die Umsetzung? Erst mit der Zeit habe ich die tiefere Bedeutung verstanden. Es geht hierbei nicht darum, mit dem Hund abseits der Wege zu gehen und zu sagen „Schau hier!“ oder „Schnüffel dort!“               

Nein, dahinter steckt eine Philosophie und ein ganzes Lebensgefühl. Richtig angewandt lernt der Hund, dass sein Mensch das wichtigste in seiner Umwelt ist und er nur gemeinsam mit ihm Spaß und vor allen Dingen Erfolg hat.

Neugierig geworden?